Firmengeschichte Brunner
Johann Joseph Brunner (1804-1862) wurde in Balsthal (Kanton Solothurn) in der Schweiz geboren. Er verbrachte einen Teil seiner Lehrzeit bei seinem Vater Johann Jakob Brunner. Dieser war in Balsthal Schlosser. Anschließend arbeitete er 3 Jahre bei einem Waagefabrikanten in Basel als Geselle. Mit 22 Jahren ging er nach Wien und trat in das bekannte Polytechnische Institut ein, wo er bei Starke den Bau von Physikinstrumenten erlernte.
Trommel-Mikroskop "Brunner à Paris", ca. 1850 - 1860
1828 übersiedelte er nach Paris und nannte sich von jetzt an "Jean Brunner". Nach seiner Ankunft in Paris und trat er zunächst in die optische Werkstätte von Frédéric Hutzinger ein. Danach arbeitete er für Vincent Chevalier (1770-1841). Brunner baute für Chevalier Mikroskope und entwickelte sich schon bald zu einem besonders geschickten Gehilfen in Chevaliers Werkstatt.
Das Brunner-Mikroskop mit Zubehör
Während seiner Freizeit entwickelte er eine Kreisteilmaschine zu seinem eigenen Gebrauch. Dieses Instrument blieb während seiner gesamten Lebzeit in seiner Werkstätte.
Kurz nach 1830 machte Brunner sich selbständig und eröffnete seine eigene Werkstatt in der rue des Bernardins, 34. Er nahm 1839 zum ersten Mal an einer französischen gewerblichen Ausstellung teil und erhielt die Silbermedaille für seine Instrumente. Schon 1844 erhielt er eine Goldmedaille für seine gezeigten Instrumente wie z. B. Theodoliten, Mikroskope, Kompasse, astronomische Kreise und andere.
Das Brunner-Mikroskop im Kasten
Um 1845 beschloss das Pariser Observatorium ein großes Äquatorialteleskop anzuschaffen, das von Gambey gebaut werden sollte. Da dieser 1847 plötzlich verstarb - noch bevor er mit dem Bau begonnen hatte - erhielt Brunner den Auftrag und damit die Ehre, dieses Instrument für den französischen Staat herzustellen.
Weil die Werkstatträume zu klein wurden, zog Brunner in andere Gebäude um. Die neue Werkstatt lag in der rue de Vaugirard 183, wo der notwendige Raum für die zu bauenden großen astronomischen Instrumente vorhanden war. Brunner - und seine ihm nachfolgenden Söhne - sollten in diesem Haus, welches heute noch steht, bis zu ihrem jeweiligen Lebensende bleiben.
Jean Brunner starb 1862 und hinterließ zwei Söhne: Emile (1834 - 1895) und Léon (1840 - 1894). Die Leitung des Geschäfts lag schon vor Brunners Tod bei Emile, der als Lehrling bei seinem Vater gearbeitet hatte. Nach 1862 lautete der Firmenname dann "Brunner Frères".
Die beiden Brüder setzten die Tradition ihres Vaters erfolgreich fort und fertigten nur hochwertige Instrumente. Die besten astronomischen Instrumente der Zeit kamen aus ihrer Werkstatt und wurden in den Observatorien von Paris, Lyon, Nice, Toulouse, Lissabon, Kairo, Algier und weiteren Städten aufgestellt.
Die topographischen Instrumente aus Brunners Werkstatt genossen ebenfalls einen vorzüglichen Ruf. Der französische Generalstab führte im 19. Jahrhundert Triangulationsvermessungen zwischen Spanien, Frankreich und Algerien zur Erstellung einer verbesserten Generalstabskarte durch und benutzte dazu Meridiankreise von Brunner. Diese Instrumente blieben noch bis 1945 in Gebrauch (!).
1883 fertigten die Brüder Brunner einen ausgefeilten Komparator, der vom internationalen Büro für Standardmaßen in Auftrag gegeben worden war. Er diente dazu, die Kopien des Standardmeters mit dem Originalmeter, welches in Paris liegt, zu vergleichen, bevor diese an die verschiedenen Mitgliedsstaaten geliefert wurden.
Nach dem Tod Emile Brunners im Jahre 1895 - ein Jahr nach seinem Bruder Léon - erlosch die renommierte Firma, da es keinen direkten Nachfolger gab. Wegen eines Mangels an geeigneten französischen Fachkräften und der inzwischen erdrückenden Konkurrenz aus Deutschland bei der Produktion wissenschaftlicher Instrumente fand sich niemand, der die bekannte und bis dahin erfolgreiche Firma übernehmen wollte.
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